Muskel-, Skelett- und Gefäßprobleme zählen zu den häufigsten Ursachen für Arztbesuche, Krankschreibungen und Frühverrentung. Das System Präventus will hier Abhilfe schaffen. Dr. Dietrich Urbach erläutert die Vorteile der Lösung und schildert seine Pläne für die Zukunft.
OFFICE ROXX: Herr Dr. Urbach, Sie waren ein erfolgreicher Leichtathlet und haben bereits sporttherapeutische Geräte entwickelt. Jetzt haben Sie das System Präventus und dazu ein Pendelboard erfunden. Was hat Sie dazu veranlasst?
Dr. Dietrich Urbach: Wegen massiver Rückenprobleme, besonders im Lendenwirbelbereich, habe ich den Leistungssport vorzeitig aufgeben müssen. Obwohl regelmäßig fachärztlich behandelt und therapiert, plagten mich Jahrzehnte später, insbesondere beim mehrstündigen Computern und danach, immer noch die gleichen Schmerzen. Mittlerweile im Ruhestand entwickelte und baute ich für mich und drei ebenfalls schmerzbelastete Freunde jeweils ein Kombinationsmöbel mit einer Schwenkvorrichtung. Nach einer zwölfmonatigen Testphase gab es zur Wirkung und zum Handling sehr positive Berichte und produktive Verbesserungsvorschläge. Das ermutigte meine Frau und mich, die Ergomotion GmbH zu gründen, mit dem Ziel, ein von Grund auf neuartiges Präventions- und Wohlfühlmöbel für Bildschirmarbeit zu entwickeln. Nach einigen Jahren geduldiger Forschungs- und Entwicklungsarbeit, intensiver Marktbeobachtung und der Abstimmung mit ausgewiesenen Branchenexperten steht Präventus jetzt als smarte Zero Gravity Workstation – engineered in Germany – zur Vermarktung bereit.
Welchen Mehrwert bietet Präventus?
Die Marke Präventus assoziiert Prävention, die zu den anspruchsvollsten Zielen im (Home-)Office-Bereich zählt. Um dieses Ziel zu erreichen, bedarf es großzügiger Bewegungsspielräume, variabler Möglichkeiten für kraftvolle Bewegungen und einer gleichmäßigen Verteilung des Körpergewichts auf das jeweilige Sitzmöbel. Eine vollständige Beschreibung der Vorteile des gesamten Projekts, die dem Nutzen der Erfindung gerecht wird, würde den Rahmen dieses Interviews sprengen. Ich bringe es lieber auf den Punkt – Samir Ayoub wird es mir nachsehen: Präventus machts einfach menschlich!
Können Sie das etwas genauer beschreiben?
Millionen Menschen haben Rückenprobleme. Zudem ist das Sitzliegen weltweit die beliebteste und zugleich auch die (rücken-)schonendste Körperhaltung. Dennoch ist sie für Büroarbeitsplätze nicht vorgesehen. Bis jetzt. Denn dank Präventus sind Arbeitsmittel wie Notebook, Tastatur und Bildschirm händisch so einfach verschwenkbar, dass die Nutzer stufenlos in beliebige Arbeits- oder Relaxpositionen zwischen Stehen und Liegen wechseln können. Sekundenschnell, wiederholbar, geräusch- und werkzeuglos. Ein unschätzbarer Vorteil für die physische und mentale Gesundheit.
Was gehört zur Präventus-Grundausstattung?
Präventus ist ein nach dem Baukastenprinzip individuell und modular zusammenstellbarer Arbeitsplatz. Die übliche Grundausstattung aus Schreibtisch und Hochlehnerbürostuhl, besser noch ein Gamingstuhl, bleibt erhalten. Als Träger für das Pendelboard können – bevorzugt – handelsübliche Trolleys, Rollcontainer oder C-Gestelle verwendet werden, die in Arbeitstischhöhe mit einem Polster oder einer weichen Unterlage als Beinauflage abschließen.
Gibt es neben den ergonomischen auch ökonomische Benefits?
Hersteller und Händler aus dem Office-Bereich profitieren von einem smarten Präventionsmodul mit hoher Zielgruppenrelevanz, entscheidenden Alleinstellungsmerkmalen und vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten. Das Pendelboard ist einfach und kostengünstig herstellbar. So ergibt sich eine sehr vorteilhafte Kosten-Nutzen-Relation. Als DIY-Bausatz ist das Pendelboard auch für Baumärkte, Versandhandel und den Direktvertrieb geeignet.
Ist Ihre Innovation patentiert?
Ja. Bisher wurden uns das Deutsche Patent DE 102013001183 und das Gebrauchsmuster DE 202021003470 erteilt. Darauf aufbauend und nach Auswertung einer patentanwaltlichen Recherche haben wir kürzlich ein weiteres Patent in Deutschland angemeldet, das wenig später auch die Priorität für eine internationale PCT-Anmeldung begründen wird.
Wann kommt das Pendelboard auf den Markt? Gibt es schon eine Preisvorstellung?
Diese Fragen kann ich derzeit noch nicht beantworten. Wir sind ein kleines F&E-Team ohne Produktion und Vertrieb. Mit Herz und Verstand haben wir unsere „Hausaufgaben“ gemacht: recherchiert, geforscht und entwickelt. Unterschiedliche Prototypen erprobt. Schutzrechte erwirkt. Zahlreiche Bilder und ein Video erstellt. Und eine Absatzprognose gewagt. Für diesen überzeugenden Fundus halten wir derzeit Ausschau nach einem partnerschaftlich orientierten Lizenznehmer, mit dem wir guten Gewissens die Chancen und Risiken einer möglichst weltweiten Vermarktung teilen können. Mit dem Abschluss des angestrebten Patentlizenz- und Know-how-Vertrags haben wir keinen Einfluss mehr auf Termine, Design, Preise etc.
Wen genau suchen Sie als Partner?
Naheliegend sind das Unternehmen aus dem Büromöbelsektor mit internationalen Verbindungen, Venture-Capital-Gesellschaften, Beschlaghersteller, zukunftsorientiert diversifizierende Unternehmen und Patentagenturen. Es gibt keine Präferenzen. Die Kompetenz ist entscheidend.
Vielen Dank und viel Erfolg.
Die Fragen stellte Robert Nehring.